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Künstler hautnah - heute mit Lucia Bemmerl

Aktualisiert: 16. Mai 2022

Es ist so weit: Unser erster Beitrag aus der Rubrik „Künstler hautnah“!


Wir möchten bei waschechten Künstlern aus ganz Deutschland Mäuschen spielen und dir zeigen, wie vielfältig und bunt das Leben als Künstler/in sein kann, welche Höhen und Tiefen sie durchleben und was echte Künstler/innen sonst noch umtreibt. DIE Gelegenheit für dich, ein wenig Künstlerluft zu schnuppern. Viel Spaß beim Interview mit der Künstlerin Lucia Bemmerl!


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Wer bist du und welche Kunst machst du?


Ich bin Lucia, 30 Jahre, Künstlerin und stamme aus einem kleinen Ort zwischen Regensburg und Straubing.


Meine Kunst und ich lassen sich beschreiben mit: Vielfältig!


Auch wenn von allen Seiten mit erhobenem Zeigefinger gesagt wird, „wenn du als Künstlerin Erfolg haben willst, ist es enorm wichtig, dich ganz klar auf dem Markt zu positionieren!“, sträubt sich jede Faser meines Körpers dagegen, mich auf diese Art meiner künstlerischen Freiheit zu berauben und auf eine bestimmte Richtung festzulegen. Die Kunst hat so unglaublich viel zu bieten und es gibt so Vieles, das ich unbedingt noch ausprobieren möchte!


Ich liebe es, Buntstift- oder Pastellzeichnungen von Tieren und Bleistiftportraits von Menschen anzufertigen. Genauso gern fülle ich riesige Leinwände mit Öl oder Acrylfarben und verliere mich ab und zu in der abstrakten Malerei. Manchmal verfalle ich sogar der Zeichnerei mit Kohle oder Tusche (aber das ist eher die Ausnahme).

Besonders freut es mich, wenn ich für meine Kunden ganz individuelle, herausfordernde Werke anfertigen darf, an denen ich persönlich und künstlerisch wachsen kann.

Aber auch, wenn mir der Facettenreichtum der Kunst solche Freude bereitet, muss ich mir eingestehen, dass vielleicht doch was dran ist, an dem, was diese schlauen Zeigefingermenschen da so predigen... Und vielleicht werd‘ ich mich irgendwann spezialisieren. Aber noch ist es nicht so weit ; -)

Wenn diese Zeit aber gekommen ist, werden es definitiv Tiere sein, die ich für den Rest meines Lebens malen möchte : -)


Wie und wann bist du zur Kunst gekommen?

In meiner Familie wird gemalt seit ich denken kann. Meine Mama und meine Oma begeisterten sich für Aquarell, mein Paps für Öl, mein Opa kopierte gerne Picasso und bastelte mir als Kind diese kleinen Stehauf-Männchen aus Papier, die er mir vorher aufgezeichnet hatte. Mein anderer Opa assistierte mir gewissenhaft beim Malbücher ausmalen und sorgte für die richtige Arbeitsatmosphäre in Omas Küche. Ich konnte also gar nicht anders als zur Kunst zu kommen : -)

Naja und dann war da noch die Inspirationsquelle Nummer 1, die mein ganzes bisheriges Leben geprägt hat. Und zwar direkt in meiner Nähe.

Wir hatten in unserem Garten nämlich eine große Wiese, auf der eine Bekannte im Frühjahr und im Sommer immer ihre Pferde weiden ließ. Für mich war es natürlich jedes Mal DAS Highlight, wenn die Pferde da waren :D Ganz zum Leidwesen meiner Oma, die es gar nicht lustig fand, wenn sie auf mich aufpasste und ich in die Koppel zu den Pferden rannte. Sie traute sich nämlich nicht hinein, also konnte sie mich auch nicht rausholen. Das wusste ich und nutzte es - frech wie ich war - natürlich schamlos aus. Sie konnte nur draußen stehen und schimpfen wie ein Rohrspatz. Und ich schwebte auf meiner Pferdewolke. Zumindest bis ich danach meinen Anschiss kassierte : D Meine Kindheit bestand fast täglich aus diesen Highlights. Außer im Winter, da waren die Pferde nicht da.

Mit 9 Jahren begann ich zu reiten. Natürlich wollte ich vom ersten Tag an mein eigenes Pferd und glaubte jedes Jahr fest daran, dass ich dieses Mal aber WIRKLICH eins bekommen würde. Zum Geburtstag, vielleicht zu Ostern, wenn nicht zum Nikolaus, dann aber ganz bestimmt zu Weihnachten…

Mit 13 hätte ich fast ein Pferd bekommen. Mein Paps sagte, wenn ich im Schach gegen ihn gewinne, kauft er mir ein Pferd… Einmal gewann ich tatsächlich. Das war natürlich purer Zufall. Aber er behauptete, ich hätte geschummelt. Dann gabs natürlich auch kein Pferd und ich musste weitere 9 lange Jahre warten, bis es mir mein Kontostand ermöglichte, mir meinen Herzenswunsch selbst zu erfüllen. Und so kaufte ich mir am 1. Mai 2014 meinen Sancho – das beste Pferd der Welt : -)

Und warum ich euch die Story vom Pferd erzähle, wenn‘s hier doch Kunst gehen soll?


Weil sich meine Leidenschaft für Pferde natürlich von Anfang an in meiner Kunst niedergeschlagen hat. Ich malte sämtliche Pferde aus den alten Lucky Luke Comic-Heften von meinem Paps und aus dem großen Buch über Pferderassen (erstes Pferdebuch - heiliger als die Bibel), das mir mein Opa geschenkt hatte, alle Pferde, die mal in meinem imaginären Gestüt stehen würden :D und selbstverständlich auch die Pferde auf unserer Weide.

Aber vor allem in der Oberstufenzeit sind im Rahmen meiner Facharbeit („Das Pferd in der Kunst“) unzählige Pferdezeichnungen, Skizzen, Gemälde und sogar eine Pferdeskulptur (der leider ein Bein abgebrochen ist) entstanden - vielleicht ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl, wohin sich meine Kunst irgendwann entwickeln wird.

Mit Kunst als Leistungskurs schrieb bzw. malte ich mein Abitur in Kunst.

Und nach dem Abitur?

In Regensburg gab es damals - außer Lehramt - keinen Studiengang mit Kunst. Und München erschien mir viel zu weit weg, um dort zu studieren, außerdem wäre ich auch viel zu spät mit meiner Bewerbung dran gewesen.

Der nächste logische Schritt: ein Jurastudium :D Und weil mir während des Studiums und auch danach oft die Zeit und die Muße fehlten, mich der Kunst zu widmen, malte ich jahrelang fast gar nicht.

Erst Corona schaffte es, mich zur Kunst zurückzubringen. Ich fing an, meine Bilder auf Instagram zu zeigen und zog so die ersten Aufträge an Land. Schon bald keimte in mir der Wunsch, mir mit der Kunst ein zweites Standbein aufzubauen.

Seither durfte ich zahlreiche Auftragswerke anfertigen, die verschiedener nicht sein könnten! Und gerade das macht den Reiz für mich aus. Mich immer wieder an neue Herausforderungen zu wagen und daran zu wachsen. Und davon kann es für mich nicht genug geben.

2021 gründete ich zusammen mit meiner Künstlerfreundin Nadine Bovenkamp die Kunstschule Luna Art Academy. Nach monatelangen Vorbereitungsarbeiten riefen wir kurz vor Weihnachten unseren allerersten Online-Malkurs ins Leben. Darin vermitteln wir Kunsteinsteigern mit viel Spaß und bunten Tinten, wie einfach es sein kann, seine Kreativität auszuleben ohne über klassisches Talent im Malen oder Zeichnen zu verfügen. Tolle, abstrakte Kunstwerke zu schaffen, kann so einfach sein. Und wir liefern die fachkundige Anleitung dafür.

Garantiert wird das nicht unser einziger Malkurs bleiben! Ich will nur so viel verraten: wir brüten schon wieder über dem nächsten Projekt : -)


Ich bin sehr gespannt wohin mich meine Reise durch die Kunst führen wird und welche Überraschungen sie für mich bereit hält : -)


Was waren deine ersten Kunst- Materialien?

Wasserlösliche Buntstifte von Farber Castell, mit denen ich als Kind gefühlt hunderte von Malbüchern gefüllt habe :D

Unter schärfster Beobachtung meines Opas (von dem ich bereits erzählt habe), der mich als strenger Linienrichter regelmäßig darauf hinwies, wenn ich über die Linien malte :D


Dein erster Verkauf als Künstlerin?

Meine erste richtige Buntstiftzeichnung („richtig“ im Sinne von „abseits der Malbücher“).

Ich zeichnete einen Eisvogel und dokumentierte den achtstündigen Malprozess in meiner Instagram Story. Die Zeichnung war verkauft, noch bevor sie fertig war : -)


Und ich war natürlich total stolz auf meinen allerersten Verkauf! Wahrscheinlich ist es DER Traum eines jeden Künstlers…

Etwas zu erschaffen, dass so gefragt ist, dass es ihm die Leute noch vor Fertigstellung aus den Händen reißen…

Ich kann mir kaum ein größeres Kompliment für meine Arbeit vorstellen : -)


Was war deine größte künstlerische Herausforderung?

Anfang 2021 fragte ein Kunde bei mir an, ob ich ihm einen Dschungel mit Acrylfarben auf Leinwand malen würde. Ich war entzückt! Denn es war die erste Anfrage eines Kunden, den ich nicht kannte! Bis dato kannte ich meine Kunden zumindest gesichtsweise. Aber Fremde waren noch nie auf mich zugekommen. Dementsprechend beflügelt war ich von dem Gedanken, meinen Kundenkreis endlich erweitern zu können. Und dann auch noch ein Dschungel! Was für ein geiles Motiv! Auf jeden Fall wollte ich den Auftrag annehmen!

Und dann sagte er mir, wie groß das Bild werden sollte… und mir fiel die Kinnlade runter. 200 x 200 cm! Ein VIER QUADRATMETER Bild! Das soll sich mal einer auf der Zunge zergehen lassen! Solche Bilder kannte ich nur aus dem Museum. Allein die Vorstellung so ein riesiges Gemälde zu malen, löste schon einen Schweißausbruchscocktail der Euphorie und Panik in mir aus :D

Aber ich sagte zu.


Im April brachte er mir, wie verabredet das Leinwand-Monstrum und ich bekam erstmals ein Gefühl dafür, was „Angst vor der weißen Leinwand“ WIRKLICH bedeutet. Aber ich hatte zugesagt, die Anzahlung war geleistet und ich wollte meinen Kunden auf keinen Fall enttäuschen. Denn das würde was wirklich wirklich Großes werden! Der Auftrag lautete: Mal mir einen Dschungel, alles andere überlass ich dir. Ich durfte also meiner Phantasie freien Lauf lassen. Traum oder Alptraum? Wahrscheinlich war es ein Traum. Auch wenn ich mir da zwischenzeitlich oft nicht so sicher war :D

Ich begann Ideen zu sammeln und arbeitete einen ersten Entwurf aus. Bis ich damit einigermaßen zufrieden war, dauerte es sechs Wochen. Wie fieberte ich daraufhin endlich den ersten Pinselstrich ausführen zu können! Aber solange der Entwurf nicht stand, gestattete ich es mir nicht, einfach blind draufloszumalen. Nicht bei dieser Größe.

Mitte Mai war es dann so weit. Der grobe Entwurf stand - damit konnte ich arbeiten. Auch wenn ich noch weitere vier Monate keinen Plan hatte, wie ich das rechte obere Viertel der Leinwand füllen sollte.

Aber ich war zuversichtlich, dass sich auch dieser Bereich irgendwie füllen lassen und die zündende Idee schon noch irgendwann kommen würde. Die Zeit mit diesem Bild war eine Zeit, in der sich Zuversicht und Verzweiflung fast täglich abwechselten. Ich malte oft über zehn Stunden am Tag an

diesem Bild und fragte mich, ob es jemals fertig werden würde. Ich konnte nächtelang nicht schlafen und grübelte, wie ich weiter vorgehen sollte, verbiss mich in die Problemstellen.

Sobald ich die Augen zumachte, sah ich nur eine Farbe – Grün! Meine Stimmung wechselte fast stündlich von „wow, das wird richtig geil!“ zu „oh Gott, ich weiß nicht weiter! Wie soll ich das nur schaffen?!“ Im meinen richtigen Krea-Tief-Phasen malte ich einige Wochen gar nicht und musste mich erst wieder sammeln, um weitermachen zu können.

Mit diesem Bild habe ich wahrscheinlich sämtliche Höhen und Tiefen des Malprozesses erlebt, die ein Künstler durchlaufen kann. Hunderte von Stunden hängen an diesem Gemälde. Über die acht Stunden, die ich an meinem Eisvogel gearbeitet habe und die mir damals so lang erschienen sind, kann ich heute nur schmunzeln.

Die ursprüngliche Deadline zur Fertigstellung war Ende Juni letzten Jahres. Aber ich hatte zum Glück einen sehr verständnisvollen und geduldigen Auftraggeber ; -)

Rechtzeitig zu Weihnachten schaffte ich es, das Bild fertigzustellen und seinem neuen Besitzer zu übergeben. Und der ist damit hoffentlich auch heute noch genauso glücklich mit seinem Bild, wie am Tag der Übergabe : -)

Letztlich habe ich an diesem Bild vom ersten Entwurf bis zum letzten Pinselstrich etwa neun Monate lang gearbeitet. Unvorstellbar! Aber ich bin so unendlich dankbar für diesen Auftrag und die enorme Chance, mich damit künstlerisch weiterentwickeln zu können (was ich definitiv getan habe).


Dieses Werk erfüllt mich mit einem unbeschreiblichen Stolz und einer Zufriedenheit, wie es bisher kein anderes meiner Bilder geschafft hat : -)


Welches ist dein Lieblingskunstwerk?

Ganz klar: mein Dschungel. In diesem Werk steckt einfach mein ganzes Herzblut.

Aber ich bin auch ein großer Fan meiner neuesten Zeichnung. Ein Puma, den ich mit Pastellstiften gezeichnet habe.


Und weil ich finde, dass mein neuestes Bild auch immer mein bestes ist, ist das natürlich auch immer mein aktuelles Lieblingsbild (aber an den Dschungel kommt trotzdem kein anderes meiner Bilder ran).




Was war dein größter Schattensprung?

Mein erster Malkurs als Künstlerin bei ArtNight (und mein erster Malkurs überhaupt). Ich war so nervös, dass ich fast wieder abgesagt hätte. Aber ich hab‘s durchgezogen - und hab’s nicht bereut! Zusammen einer kompletten Männerrunde malten wir die Skyline von Regensburg und ich hatte unglaublich viel Spaß dabei! 😊 Davon wird‘s definitiv eine Wiederholung geben!

Jemand sagte mal zu mir: „Du musst einfach immer wieder über deinen Schatten springen.“ – Und er hatte so Recht.


Dein größter Fail?

Ich arbeitete mal einer Zeichnung für ein Brautpaar, bei der einfach alles schief ging... Nach dem Händewaschen hatte ich mir einmal die Hände nicht richtig abgetrocknet und dann war da plötzlich dieser feuchte Fingerabdruck auf dem Papier, der nach dem Trocknen eine leichte, aber nicht unauffällige Delle auf dem Papier hinterließ.

Um das Bild zu retten, versuchte ich es zu bügeln. Aber weil ich's mit dem Bügeln nicht so hab, bügelte ich ärgerlicherweise eine Bügelfalte ins Bild. Ich musste die Zeichnung wegwerfen und nochmal von vorne anfangen : D

Etwas Ähnliches ist mir auch schon nach dem Essen mit einem Fettfleck passiert… bei dem Bild gab’s dann auch ne zweite Runde...


Was war dein schönster Marmeladenglas- Moment?

Schöne Marmeladenglas- Momente gibt es ganz viele! Ganz besonders sind die Momente, wenn ich ein fertiges Kunstwerk übergebe und seinem neuen Besitzer damit ein Strahle-Lächeln ins Gesicht zaubern kann! Dann weiß ich, die Mühe hat sich gelohnt : -)

Einmal überreichte ich einem Kunden, der eine sehr schwere Zeit durchgemacht hatte, die Zeichnung seiner Kinder und er war zu Tränen gerührt!

Das war auch für mich ein sehr emotionaler Moment.


Auf einer Wolke der Glückseligkeit schwebte ich auch nach meinem ersten Malkurs. Zum einen weil ich endlich über meinen Schatten gesprungen war, aber besonders weil am Ende einer der Teilnehmer - von einem Ohr zum anderen strahlend - zu mir sagte: „Also ich war ja dagegen, dass wir das machen… Aber das hat mir jetzt doch richtig gut gefallen!“. Das war die schönste Bestätigung dafür, dass ich alles richtig gemacht hatte : -)


Wenn du alles erreichen könntest, wo siehst du dich in 5 Jahren?

Wenn ich alles erreichen kann, bin ich in fünf Jahren eine international gefragte, sehr erfolgreiche Künstlerin. Ich habe ein eigenes, geräumiges und lichtdurchflutetes Atelier, in dem ich exklusive Auftragsarbeiten für meine Kunden anfertige.

Zusammen mit meiner Künstlerfreundin Nadine Bovenkamp leite ich die erfolgreiche Kunstschule Luna Art Academy, in der wir unsere Freude an der Kunst mit kunstbegeisterten Menschen auf der ganzen Welt teilen😊


Dein wichtigster Tipp an andere Künstler…

Lass‘ dir nicht einreden, dass du etwas nicht schaffen kannst! Glaub immer an dich!

Und natürlich - Einfach immer wieder springen! ; -)



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Wenn du mehr über Lucia und ihre aktuellen Werke erfahren möchtest, besuch sie gerne auf Instagram oder schau auf ihrer Website vorbei!


Auch nächste Woche stellen wir hier auf unserem Blog wieder eine neue Künstlerin vor! Wir freuen uns, wenn du dabei bist! Es bleibt spannend!


Eure Luna





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